Die besondere Heilkraft des Schwarzkümmels war bereits im alten Ägypten bekannt. Vielfältige Anwendungsmöglichkeiten sind über die Jahrhunderte bis heute erhalten geblieben und erfreuen sich im Zuge der wiederentdeckten Naturheilmethoden wieder größerer Nachfrage.

Stephan Konrad Niederwieser vermittelt einen geschichtlichen Überblick dieser vielseitigen Heilpflanze und erläutert anschaulich die Zusammensetzung ihrer Wirkstoffe. Aber in erster Linie zeigt dieses informationsreiche Praxisbuch viele Anwendungsmöglichkeiten bei Beschwerden und Krankheiten, gibt Tipps zur vorbeugenden Körperpflege und stellt zahlreiche schmackhafte Kochrezepte vor. Mit:

  • Kochrezepten
  • Rezepten zu Körperpflegeprodukten
  • und Tipps zur Schädlingsbekämpfung im Garten 

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Inhaltsverzeichnis

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Leseprobe

Heilen mit Schwarzkümmel

Die Heilkraft der Pharaonen wiederentdecken

In den letzten Jahren erlebte eine ganze Reihe von traditionellen Heilpflanzen und Naturheilmitteln eine Renaissance: Aloe, Teebaum, Neem, Ahorn, Apfelessig und viele andere mehr. Im Zuge dieser Entwicklung kam auch der Schwarzkümmel erneut ins Gespräch, dessen herausragende Heilkraft unsere Vorfahren bereits zu nutzen wussten.

Schwarzkümmel besitzt eine lange Tradition: Von den Hochkulturen der Ägypter, Türken, Inder und Perser bis hin zu Karl dem Großen und der heiligen Hildegard von Bingen priesen die Kenntnisreichen ihrer jeweiligen Zeit die Heilkräfte dieser Pflanze. Auch spirituelle Wirkungen wurden ihr nachgesagt, weshalb sie für Räucherungen, beim Glücksspiel und gegen Hexenzauber verwendet wurde.

Seit mehreren Jahrhunderten existieren bereits Berichte über die lindernde und heilende Wirkung des Schwarzkümmels. Die wissenschaftlichen Forschungen im letzten Jahrzehnt bestätigen nun diese frühen Zeugnisse. An Universitäten von Ägypten bis Amerika beschäftigen sich Forscher mit den unterschiedlichen Wirkungen dieser Pflanze. Sie haben bewiesen, dass Schwarzkümmel das Immunsystem stärkt, Allergien jeglicher Form lindert, das Fortschreiten rheumatischer Krankheiten bremst, Entzündungen hemmt, den Blutzucker senkt und den Blutdruck reguliert. Zudem tötet er eine Vielzahl von Bakterien, Pilzen und Viren.

Die Wirkungsweise des Schwarzkümmels ist äußerst vielseitig: Er lindert und heilt gezielt und schnell Beschwerden wie Juckreiz, Kopfschmerzen, Sodbrennen oder Insektenstiche. Es ist einfach, ihn ins tägliche Leben zu integrieren, zum Beispiel beim Kochen, und damit eine gezielte Therapie durchzuführen oder Leiden vorzubeugen. Die konsequente Integration des Schwarzkümmels in unseren Speiseplan fördert die Verdauung, vertreibt lästige Blähungen und Verstopfungen, behebt Schlafstörungen, beugt Erkältungen und Gallenbeschwerden vor und vieles mehr. Das i-Tüpfelchen daran: Medizin muss nicht bitter schmecken. Schwarzkümmelsamen und -öl schmecken herrlich exotisch, würzen viele Gerichte und geben so manchem Festessen den letzten Schliff. Türkisches Fladenbrot wäre ohne die köstlich scharfen Samen undenkbar.

In die tägliche Körperpflege eingebunden leistet der Schwarzkümmel wunderbare Dienste. So beugt er Hautkrankheiten vor, regeneriert strapazierte Haut und Haare, beseitigt Schweißgeruch und Fußpilz.

Seine vielfältigen Einsatzformen erheben den Schwarzkümmel über die anderen inzwischen bekannten Heilmittel. Er ist nämlich als Samen, als fettes und als ätherisches Öl erhältlich.

In diesem Buch konzentrieren wir uns auf die Anwendung des fetten Öls sowie der Samen. Das ätherische Öl ist sehr scharf und eignet sich daher weder zur direkten Anwendung auf der Haut noch zur Einnahme. Schon ein Tropfen des kostbaren ätherischen Öls wäre für die meisten Rezepte zu viel des Guten. Außerdem steht die Forschung darüber erst am Anfang. Dazu kommt noch, dass das ätherische Öl sehr teuer ist.

Das fette Öl dagegen besteht neben seinem ätherischen Anteil von etwa zwei Prozent aus mehrfach ungesättigten Fettsäuren, die bei vielen Beschwerden die Heilwirkung zusätzlich

unterstützen. Durch den geringen, aber ausreichenden Gehalt an ätherischen Komponenten lässt es sich weit besser dosieren. Es entspricht auch dem Prinzip der Naturheilkunde viel mehr, den Körper in milder Weise zu unterstützen und Heilpflanzen in geringen Mengen, jedoch konsequent zu verabreichen, um eine dauerhafte Balance zu erreichen.

Dieses Buch und die darin enthaltenen Rezepte helfen, alltägliche Leiden in den Griff zu bekommen. Kleinere Beschwerden können damit kostengünstig und ohne großen Aufwand geheilt werden. Die vorgeschlagenen Behandlungen sind jedoch nicht als Alternative zum Arztbesuch gedacht. Beschwerden gleich welcher Art müssen Sie in jedem Fall zunächst medizinisch abklären lassen. Erst wenn die Ursachen bekannt sind, können Sie mit einer unterstützenden Selbstbehandlung beginnen. Die Grenzen Ihrer Eigentherapie müssen Sie selbst beurteilen.

Wir hoffen, mit diesen Zeilen dazu anzuregen, sich über Selbstheilung und Selbstliebe Gedanken zu machen. Vielleicht bringen sie auch manche Leser und Leserinnen wieder mit ihrer Intuition in Kontakt und helfen ihnen darüber hinaus, ihren eigenen Fähigkeiten und ihrer Kreativität neues Vertrauen zu schenken.

Die Heilkräfte der Pflanzen und Samen

Schwarzkümmel gehört zu den ältesten Heilpflanzen, die uns bekannt sind. Ein paar generelle Worte seien daher vorangestellt, wie Pflanzen auf uns wirken und was sie in der Geschichte für eine Rolle spielten.

Die Pflanzen wuchsen auf der Erde in unendlicher Vielfalt, lange bevor sich menschliches Leben entwickelte. Millionen von Jahren der Klimaveränderung beeinflussten das Wachstum der Flora, prägten ihre Formen, ließen neue Arten entstehen und andere aussterben. Die gesamte Erdentwicklung manifestierte sich in den Pflanzen und spiegelte sich in ihren vielfältigen Ausprägungen wider.

Die Pflanzenwelt bildete von Anfang an die Quelle des Menschenlebens – und tut es auch heute noch, selbst wenn wir das im Trubel unseres facettenreichen Lebens oft übersehen. Ihr Anblick, ihre Düfte, ihre Farben beeinflussten von jeher unser Gemüt, ihre Früchte zu ernten und zu verarbeiten füllte den Tag, sie zu essen stillte den Hunger. Selbst die Tiere, die der Mensch jagte, um sie zu verspeisen, ernährten sich von Pflanzen oder anderen pflanzenfressenden Tieren.

Hunger, Urinstinkt und Forschergeist lehrten den Menschen, auf welche Weise er Getreide, Samen, Obst und Blätter verwenden konnte. Wunden, die mit bestimmten Blättern verbunden wurden, heilten schneller, der Saft der einen Pflanze wirkte anders als der einer anderen. Der Mensch begann zu differenzieren und sich die Vielfältigkeit der Flora zunutze zu machen. Wahrscheinlich war es Faulheit, die ihn dazu inspirierte zu säen und zu pflanzen, so dass er seine Nahrung nicht mehr suchen musste. Der Mensch machte sich den Lebenszyklus und die Gesetze der Pflanzen zu eigen und wurde damit automatisch Teil von ihnen.

Aus der Verbundenheit mit der Pflanzenwelt erwuchs nicht nur Respekt, sondern auch Bewunderung für eine Natur, die für das Leben und Überleben des Menschen sorgt. Die Erde wurde zum Heiligtum, etwas, das man verehrte – die meisten Naturvölker betrachten das Pflanzenreich auch heute noch als ein Geschenk Gottes. Die Pflanze wurde genauso selbstverständlich als Lebensquell angesehen wie die Mutter Erde. Das entsprang weder Aberglauben noch bloßer Ehrfurcht, sondern der offenen Anerkennung und Dankbarkeit für die Kraft, die die Pflanzen dem Menschen verleihen – eine Kraft, die der Mensch nicht nur aus der Nahrung schöpft, sondern auch aus jener tiefen Verbundenheit mit der Natur.

Wie Pflanzen Leben aufrechterhalten

Im Samen ist bereits der Baum angelegt, im Baum der ganze Wald. In jedem Detail ist immer schon das Ganze enthalten. Das Muster der Natur, ihre übergeordnete Intelligenz stellt ein Beziehungsspiel dar: Alles ist von allem abhängig, alles gehört zusammen in einem riesigen Kreislauf aus Pflanzen, Klima, Tierverhalten, Fortpflanzung, auf den auch die Gestirne Einfluss haben. Verändert sich nur ein Teil, wirkt es sich auf das ganze komplexe Gefüge aus. Ändert sich das Wetter über Jahre hinweg, passen sich die Pflanzen den neuen Umständen an.

Mensch und Tier ernähren sich von den veränderten Pflanzen und wandeln sich dadurch wiederum. Das Spiel zwischen Mensch und Pflanze ist ein ständiger Austausch, ein Geben und Nehmen. Der Mikrokosmos Mensch setzt sich in komplexer Weise aus vielen Elementen des Pflanzenreichs zusammen und ist somit wie ein kleiner Spiegel.

Pflanzen, wie etwa der Schwarzkümmel besitzen, was der Mensch braucht, um gesund zu bleiben: Mineralien, Vitamine und Eiweiße. Sie enthalten Stoffe, die für das menschliche Wohlbefinden absolut unerlässlich sind, wie zum Beispiel essentielle Fettsäuren, Bitter-, Gerb- und Ballaststoffe. Pflanzen geben dem Menschen Lebenskraft – die Kraft sich zu entfalten und sich fortzupflanzen.

Die Wirkung der Pflanzen

Das Leben lässt sich von vielen Seiten betrachten. Wissenschaftler zerlegen es in seine Elemente, studieren jedes einzelne davon unter dem Mikroskop und setzen es den modernsten Testverfahren aus, um Existenz und Bedeutung selbst der kleinsten Teilchen zu erklären. Künstler und Philosophen dagegen sehen das Leben als Form, als Idee, als manifestierten Gedanken – sie beschreiben es mit Worten oder Farben und weisen uns durch ihre Kreativität auf eine völlig andere Seite des Universums hin. Esoteriker erforschen Seele und Geist und zeigen uns bisher unbeachtete Verbindungen, die kleinen und großen Wunder, die dem Leben dauerhaft neue Dimensionen zu verleihen vermögen. 

Ebenso kann man Pflanzen wie den Schwarzkümmel von vielen Seiten betrachten: Die einen analysieren die Inhaltsstoffe und erklären deren Wirken; andere beobachten die Form der Blätter sowie ihre Farbe, ziehen die Umweltbedingungen, unter denen die Pflanzen gedeihen, sowie Blütezeit und Standort in Betracht und finden dadurch die jeweilige Heilwirkung heraus.

Schwarzkümmel als Nahrung

Pflanzen stehen am Anfang der menschlichen Nahrungskette. Essen wir sie nicht direkt, in Form von Gemüse, Obst oder Getreide, so nehmen wir ihre Energie in umgewandelter Form zu uns: durch das Fleisch von Tieren, die Pflanzen fressen (Kühe, Schweine, Hühner, Enten usw.) oder durch deren Produkte (Eier, Milch, Käse etc.).

Nicht immer verspeisen wir die ganze Pflanze. Manchmal essen wir nur die Samen (zum Beispiel Getreide, Nüsse, Schwarzkümmel), die Frucht (Beeren, Pfirsiche, Bananen), die Wurzel (Klettenwurzel, Karotten, Sellerie) oder die Blätter (Mangold, Grünkohl, Spinat).

Ernährt sich der Mensch aus der gesamten Bandbreite dessen, was ihm die Natur bietet, wird er ausreichend mit Vitalsubstanzen (Enzymen, Fermenten, Mineralien, Vitaminen) und Ballaststoffen versorgt, die der Körper braucht, um gesund zu bleiben. Schwarzkümmel stellt dabei ein außergewöhnlich reichhaltiges Nahrungsmittel dar, das dem Menschen eine Vielzahl der für seinen Organismus lebenswichtigen Vitalstoffe und deren Komponenten liefert. Das ist wohl auch der Grund, warum der Schwarzkümmel schon bei den Hebräern zu den Grundnahrungsmitteln zählte, wie es die Bibel belegt.

Schwarzkümmel als Medizin

Hierzulande wird oft unterschätzt, dass selbst die grundlegendsten Nahrungsmittel wie Kohl, Erdbeeren, Rhabarber oder eben Schwarzkümmel Einfluss auf das Wohlbefinden des Menschen haben und je nach Verarbeitung und Konzentration nicht nur als Nahrungs-, sondern auch als Heilmittel eingesetzt werden können. In vielen asiatischen Kulturen oder bei den Ureinwohnern Amerikas und Neuseelands wird dieses Wissen um die Wirkung der alltäglichen Nahrungsmittel sehr bewusst angewendet, um den Körper dauerhaft gesund zu erhalten.

Nur wenige Gewächse decken ein so breites Spektrum an Heilwirkungen ab wie Schwarzkümmel. Außerdem lässt er sich bequem in den Alltag integrieren (siehe Rezeptteil). Schwarzkümmel gehört zu den Pflanzen, die aufgrund ihrer Inhaltsstoffe das Befinden des Menschen sehr stark beeinflussen können. Solche Pflanzen werden eingesetzt, um bestimmte Prozesse im Körper einzuleiten: So treibt Wacholder den Harn, Wermut regt Leber und Galle an, Ingwer und Cayenne stimulieren den Kreislauf und Schwarzkümmel stärkt das Immunsystem. Die jeweiligen Wirkstoffe werden Blättern, Samen, Rinden und Wurzeln entzogen, regen heilende Impulse an und korrigieren Mangel- oder Fehlfunktionen.

Schwarzkümmel als Seelenmittel

Naturverbundene Völker sind davon überzeugt, dass der Kosmos in all seinen vielfältigen Aspekten (Mensch, Stein, Tier, Wasser, Pflanze etc.) innerlich zusammenhängt und daher der Lebenszyklus der Pflanzen dem der Menschen entspricht. Auch im hiesigen Volksmund heißt es: Gegen jede Krankheit ist ein Kraut gewachsen. In jenen Kulturen werden Heilkräuter nicht mechanisch zur Droge verarbeitet, sondern mit Gebeten und Zaubersprüchen verbunden. Das Vorbereiten und Verabreichen ist ein Ritual, das Körper und Seele vereint. Auch wenn Schwarzkümmel heutzutage nur noch selten zu Ritualen herangezogen wird, so hat er doch eine lange spirituelle Tradition.

Heilpflanzenanwendung leichtgemacht

Der Einsatz von Heilkräutern ist im Grunde sehr einfach und sollte es auch sein. Die alte Tradition der amerikanischen Kräuterheilkunde spricht von »The Art of Simpling« (etwa: »Die Kunst zu vereinfachen«). Die Vertreter dieser Praxis sind überzeugt davon, dass Heilkräuter einfache Wesen (»Simples«) darstellen. Eine einzige Pflanze kann ihrer Ansicht nach bei einem breiten Spektrum von Beschwerden wirken.

Natürlich ist es trotzdem manchmal erforderlich, sich einer komplizierteren Behandlung zu unterziehen – komplexe Krankheiten bedürfen komplexer Therapien. Für die meisten alltäglichen Gesundheitsstörungen jedoch (Blähungen, Erkältungen, Hautreizungen) ist »Simpling« völlig ausreichend und in jedem Fall der sanfteste und einfachste Weg zur Heilung. Die Rezepte in diesem Buch folgen diesem Prinzip.

Der sanfte, einfache Weg

Die Grundprinzipien des Simpling sind verblüffend einfach:

  1. Bedienen Sie sich milder Heilmittel: Milde Kräuter können unbedenklich oft eingenommen werden und erhöhen das allgemeine Wohlbefinden Ihres Körpers. Sie beeinflussen viele Körperfunktionen positiv und bewirken so Heilung auf mehreren Ebenen gleichzeitig.
  2. Setzen Sie sie oft und regelmäßig ein: Da kaum zu erwarten ist, dass eine Tasse Kräutertee Ihre gesamten Beschwerden über Nacht kuriert, ist es ratsam, Heilpflanzen konsequent und mehrmals täglich einzunehmen.
  3. Verwenden Sie möglichst einheimische Kräuter oder Pflanzen, die in Deutschland wachsen können: Das bedeutet, verwenden Sie nicht Pflanzen, die nur in 5000 Meter Höhe gedeihen oder zehn Monate intensive Sonnenbestrahlung benötigen.
  4. Und, last, not least: Haben Sie Geduld!

Der Schwarzkümmel ist eine Heilpflanze mit vielen Eigenschaften, die sich deshalb hervorragend zum Simpeln eignet. Seine Vielseitigkeit kommt besonders in den zahlreichen innerlichen und äußerlichen Anwendungen zur Geltung. Er verträgt sich gut mit anderen einfachen Pflanzen und deren Ölen und kann daher effektive und glückliche »Partnerschaften« mit ihnen eingehen.

Weiter hinten im Buch finden Sie eine ganze Reihe von Heilrezepten, die auf diesen Prinzipien aufbauen – und Sie werden sehen, dass es kein Geheimnis ist, Ihre Gesundheitsstörungen zu verstehen und auf »einfache« Weise zu behandeln.

Formen der innerlichen und äußerlichen Anwendung

Um den Heilpflanzen ihre Wirkstoffe zu entnehmen, wurden über die Jahrhunderte hinweg verschiedenste einfache und natürliche Verarbeitungsmethoden entwickelt. Sie werden auch heute noch angewandt, insbesondere in der Volksmedizin und Naturheilkunde. Hier die gebräuchlichsten Aufbereitungen auf einen Blick:

Der Tee ist wahrscheinlich die älteste Darreichungsform pflanzlicher Medizin. Er kann aus einem bestimmten Kraut oder aus einer Mischung zubereitet werden. Tee wird meist mit heißem, manchmal aber auch mit kaltem Wasser zubereitet.

Aufguss nennt man das einfache Überbrühen der weichen, empfindlichen Pflanzenteile, deren flüchtige Inhaltsstoffe bei zu starkem Kochen zerstört würden. Zehn- bis 15minütiges Durchziehen ist ausreichend, um einen Aufguss herzustellen.

Absud ist die Methode, in der härtere Pflanzenteile (Rinde, Wurzeln, harte Blätter) länger – bis zu einer Stunde – gekocht werden, um die Wirkstoffe optimal zu entziehen. Tees können sowohl innerlich als auch äußerlich angewendet werden. Beispiele äußerlicher Anwendungen sind Spülungen, Bäder, Teilbäder, feuchte Umschläge, Verbände und Waschungen.

Inhalationen und Dampfbäder sind ebenfalls äußerliche Anwendungsformen. Ein Aufguß oder Absud wird zubereitet, mit dem aber weder Haut noch Magen in Berührung kommen. Nur die heilenden Dämpfe werden eingeatmet beziehungsweise über die Haut aufgenommen. In dieser Form der Anwendung spielen vor allem die ätherischen Öle der Pflanzen eine entscheidende Rolle.

Eine Salbe trägt man auf, wenn es sinnvoll ist, Kräuter über einen längeren Zeitraum auf die Haut oder auf das darunterliegende Gewebe (Muskeln) einwirken zu lassen. Zur Herstellung einer Salbe werden Heilkräuter in heißes Öl eingelegt, das die Wirkstoffe in sich aufnimmt. Danach wird unter anderem Bienenwachs dazugegeben, das bei Zimmertemperatur das Öl zu einer dicken, cremigen Masse bindet.

Einreibungen sind mit Alkohol versetzte Aufgusszubereitungen. Mit ihnen befeuchtet man vor allem schmerzende Stellen und massiert sie leicht ein, wodurch sie in die tieferen Gewebe dringen. Die Heilkräuter in diesen Mischungen haben oft einen stimulierenden Effekt auf Muskeln und Haut (zum Beispiel Franzbranntwein).

Öle können aus frischen oder getrockneten Heilpflanzen oder auch aus den ätherischen Auszügen hergestellt werden. Die Pflanzen schneidet man zuerst klein oder mahlt sie, vermischt sie dann beispielsweise mit Oliven-, Sesam- oder Jojobaöl und lässt sie einige Tage an einem warmen Ort ziehen. Schneller geht es, wenn das Ölgemisch am Anfang leicht erwärmt wird. Die Mischung muss dann vor Gebrauch geseiht, also durch ein Sieb gefiltert werden.

Einfache Heilkräuteröle kann man auch aus einer Mixtur von Basisöl und einigen Tropfen ätherischem Öl herstellen. Hier reicht kräftiges Schütteln zum Vermischen aus. Heilkräuteröle werden für entspannende oder stimulierende Einreibungen verwendet, zur Wundbehandlung oder auch als hautpflegende beziehungsweise hautnährende Mittel.

Sirup wird meist dazu benutzt, Erkältungen oder Entzündungen im oberen Bereich der Atemwege zu behandeln. Er berührt unmittelbar den Rachen und überzieht ihn mit heilenden Wirkstoffen. Um Sirup zuzubereiten, werden Heilkräuter zuerst in Wasser gekocht, bis sie langsam eindicken, und anschließend mit Honig oder Glycerin versetzt. Tinkturen sind hochkonzentrierte Extrakte, die in der Regel aus 70prozentigem Alkohol hergestellt werden. Sie sind besonders dann empfehlenswert, wenn man Heilkräuter über eine längere Zeit einnehmen möchte. Kleingeschnittene oder gemahlene Kräuter werden mit Alkohol vermischt und über Wochen an einem dunklen, kühlen Ort aufbewahrt, bis der Alkohol den Pflanzen ihre heilenden Inhaltsstoffe entzogen hat. Vor dem Einnehmen müssen auch Tinkturen geseiht werden.

Von den Pyramiden in die Klostergärten

Die geschichtliche und wissenschaftliche Erforschung von Heilpflanzen erfährt derzeit viel Aufmerksamkeit. Im Zuge der von vielen als entmenschlicht empfundenen Technisierung der westlichen Medizin interessieren sich inzwischen sogar Schulmedizin und Pharmaindustrie für Volksmedizin und Heilpflanzen.

Um eine Heilpflanze wie den Schwarzkümmel und seinen Einfluss auf ein Volk zu beurteilen, bedarf es jedoch mehr als nur der Laboranalyse. Wer die gesamte Wirkung verstehen will, muss sich zuerst mit ihrer Vergangenheit beschäftigen. Erzählungen und Mythen ranken sich um den Schwarzkümmel, er wurde in Riten und Zeremonien eingesetzt, die alle, wie man bald erkennt, keineswegs bloße Nebensächlichkeiten sind. All dies ist Teil des Heilungsgeheimnisses, das diese Pflanze in sich trägt, und damit genauso wesentlich wie ihre aktiven Wirkstoffe. Denn die Macht des Glaubens spielt eine große Rolle.

Über die Hintergründe des Schwarzkümmels gibt es viel zu lesen. Er wurde in vielen Kulturen zur Behandlung unterschiedlichster Leiden eingesetzt. Seine Geschichte reicht weit zurück. Wir haben einige Stationen herausgegriffen.

Es ist nicht bekannt, wann die Heilkraft des Schwarzkümmels zum ersten Mal eingesetzt wurde. Man kann nicht mit Sicherheit sagen, welches Volk ihn als erstes entdeckt und eingesetzt hat. Trotzdem lässt sich aus allem bisher Bekannten schließen, dass der Schwarzkümmel eine der ältesten Heilpflanzen ist. Seinen Eroberungszug trat er im Nahen Osten an und somit ist er eng mit der Wiege der Menschheit verbunden. Er hatte mit Sicherheit schon sehr früh einen festen Platz in der medizinischen Geschichte Indiens.

Aufgrund seiner vielseitigen Wirkungen verbreitete er sich im Lauf der Jahrhunderte sehr schnell, reiste Tausende von Kilometern und übersprang Grenzen und Kulturen. Daher hat er auch so viele unterschiedliche Namen.

Bibel: die Urquelle?

Die Bibel ist nicht nur für Gläubige und Historiker ein unerschöpflicher Quell an Information, sondern auch für Botaniker und Pharmazeuten. Fast überall im Alten Testament wird der Einsatz von Pflanzen zitiert, die als Nahrung dienten und als Symbol des Lebens galten:

»Dann sprach Gott: Das Land lasse junges Grün wachsen, alle Arten von Pflanzen, die Samen tragen, und von Bäumen, die auf der Erde Früchte bringen mit ihrem Samen darin. So geschah es.« Genesis 1,11

Pflanzen sind Bestandteil der Schöpfungsgeschichte und damit Heiligtum und Ursubstanz, weil direkt von Gott erzeugt. In der Bibel findet auch der Schwarzkümmel Erwähnung – vielleicht seine früheste: »Horcht auf, hört meine Stimme, gebt acht, hört auf mein Wort Pflügt denn der Bauer jeden Tag, um zu säen, beackert und eggt er denn jeden Tag seine Felder? Nein, wenn er die Äcker geebnet hat, streut er Schwarzkümmel und Dill aus, sät Weizen und Gerste und an den Rändern den Dinkel. So unterweist und belehrt ihn sein Gott, damit er es recht macht.« Jesaja 28, 23 – 29

Bemerkenswert ist, dass er damals in dieselbe Kategorie wie die Grundnahrungsmittel Weizen, Gerste und Dinkel eingereiht wurde. Bei den alten Hebräern war der Schwarzkümmel also bereits fester Bestandteil der täglichen Ernährung und damit Teil ihrer Kultur und Geschichte.

Geheimnis der Pharaonen

Wegen des Baus der Pyramiden oder der Erfindung von Kalender und Papyrus wird kaum eine Kultur mit größerer Faszination betrachtet als die der alten Ägypter.

Aber ihre Heilkunde war vielleicht das Revolutionärste, was diese Kultur hervorgebracht hat. Eine für die damalige Zeit bemerkenswerte Eigenschaft der ägyptischen Medizin war ihre Spezialisierung. Der klassische griechische Historiker Herodot überliefert, dass die Heilkunde von spezialisierten Ärzten ausgeübt wurde. So gab es angeblich damals schon Augenärzte, Ohrenärzte, Zahnärzte, Magenärzte und Ärzte für innere Krankheiten.

Acht Papyrus-Schriften (3. Jahrtausend vor Christus) listen Hunderte von Verordnungen, Prozeduren und Heilmittel sowie deren Anwendungen auf. Sie weisen darauf hin, dass dieses Volk erstaunliche Kenntnisse der menschlichen Anatomie besaß, über eine Vielzahl physiologischer, zum Teil auch äußerst obskurer Theorien verfügte und damit unglaubliche Heilerfolge erzielte.

Zu den bekanntesten Pflanzen, die in den Papyri erwähnt werden gehören Anis, Dill, Erbse, Gerste, Kümmel, Palme, Rizinusöl, Sykomore und Zwiebel. Gelegentlich wird in diesen Schriftrollen auch ein »schwarzer Samen« erwähnt. Ob damit der Schwarzkümmel gemeint ist, kann man aber nur spekulieren.

Berichten zufolge fand man eine Amphore mit Schwarzkümmelöl im Grab des legendären Pharao Tutenchamun. Angeblich trugen seine Leibärzte immer ein Fläschchen davon in ihren Arzneikästen mit sich. Sogar die sagenumwobenen Königinnen Kleopatra (69 – 30 vor Christus) und Nofretete (14. Jahrhundert vor Christus) sollen das Schwarzkümmelöl dauerhaft angewendet haben und ihm ihre einzigartige Schönheit verdanken.

Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Berichte stimmen und der Schwarzkümmel bei den alten Ägyptern bekannt war, ist groß. Denn die Pflanze ist schon seit langer Zeit in dieser Region beheimatet.

Hippokrates (460 – 375 vor Christus), der Begründer der wissenschaftlichen Medizin, und Dioskurides, ein griechischer Arzt im 1. Jahrtausend nach Christus sprechen vom Schwarzkümmel unter dem Namen »Melanthion«. Welche Rolle er jedoch in den beiden anderen großen Kulturen des Altertums – Griechenland und Rom – gespielt hat, kann bisher nicht mit Sicherheit gesagt werden.

In der östlichen Medizin erlangte er jedoch einen festen Platz. Die Liste der Orte, wo man ihn verwendete, wurde immer länger. Vom Mittelmeerraum bis hinunter nach Indien lobten Ärzte und Heiler die wunderbaren, vielfältigen Eigenschaften des Schwarzkümmels. Sogar der islamische Prophet Mohammed (570 – 632 nach Christus) schätzte das Heilmittel und setzte ihm ein Denkmal, als er schrieb: »Schwarzkümmel heilt jede Krankheit – außer den Tod.«

In Europa wurde die kleine Pflanze jedoch erst einige hundert Jahre später entdeckt. Im zehnten Jahrhundert waren die Handelsverbindungen (zum Beispiel durch die arabischen Indienfahrer) so gut ausgebaut, dass auch exotische Heilmittel überall in Europa zu kaufen waren. Bald wurde die Kunde des heilkräftigen Schwarzkümmels vom Mittelmeerraum aus weitergetragen. Pilger und Wanderer verbreiteten damals Pflanzenmythen, -sagen und -märchen um die ganze Welt. Es war auch schon üblich, dass Wissenschaftler in ferne Länder zogen, um an den dortigen Universitäten zu studieren. Mit ihnen reisten Volksweisheiten und die Medizin der verschiedenen Kulturen. So kam auch der Schwarzkümmel, zusammen mit Gewürzen wie Weihrauch und Seide um die Welt.

Schwarzkümmel in Deutschland

Karl der Große (742 – 814 nach Christus) erließ in seiner »Capitulare de villis« von 807 das Gesetz, dass in den Gärten seiner Pfalzen je 60 verschiedene Gewächse angebaut werden müssten. Eine dieser Pflanzen war der Schwarzkümmel, damals noch als »Schwarzer Koriander« oder »Git« bekannt. Seine Wirkung als Verdauungsmittel bei Blähungen, Durchfall, Koliken und Gallenbeschwerden wurde sehr geschätzt. Auch Wöchnerinnen, die zu wenig Milch produzierten, wurden damit behandelt.

Die berühmte deutsche Mystikerin und Benediktinerin Hildegard von Bingen (1098 – 1179 nach Christus) rühmt den Schwarzkümmel in ihrer Schrift Physika, in der sie zahlreiche Pflanzen und deren heilende Eigenschaften beschreibt. Sie setzte ihn gegen Kopfhautgeschwüre und gegen Fliegenplage ein und verfütterte ihn an die Tiere.

Im 16. und 17. Jahrhundert war der Schwarzkümmel in Deutschland schließlich weit verbreitet. In Haus- und Klostergärten sprossen seine weißen Blüten. Seine Samen würzten das Brot und vielerlei süße Backwaren. Als Arzneimittel diente die schwarze Saat gegen Fieber, Schwindel, Schnupfen und nach dem Biss von tollwütigen Hunden.

Mantel der Vergessenheit

Noch bis ins 18. Jahrhundert hinein blieb der Schwarzkümmel ein häufig eingesetztes Heilmittel. Aber Kreuzfahrer, Pilger, wandernde Mönche und reisende Kaufleute brachten immer neue Medizin mit, die in die westliche Kultur aufgenommen wurde. Daneben begannen sich viele Klöster im Lauf der Zeit auf einige wenige Pflanzen und Mittel gegen bestimmte Krankheiten zu spezialisieren. Viele Heilpflanzen des Mittelalters gerieten in Vergessenheit – so auch der Schwarzkümmel. Dazu trug auch bei, dass man in Deutschland nie gelernt hatte, Öl aus Samen zu gewinnen, und dadurch viele der Anwendungsmöglichkeiten des Schwarzkümmels als Öl unentdeckt blieben.

In Indien, Ägypten und der Türkei behielt er jedoch seinen Stammplatz in der Medizin und seine vielfältigen Einsatzgebiete wurden noch erweitert. Seine Renaissance in unseren Breiten haben wir der Naturheilkunde und auch einem Bewusstseinswandel hin zu mehr Eigenverantwortlichkeit zu verdanken sowie der wachsenden Unzufriedenheit mit der Schulmedizin und ihren stetig wachsenden Kosten.

Und hier können Sie das Buch bestellen: Heilen mit Schwarzkümmel